„Von Sousse nach Douz 2“

„Von Sousse nach Douz“
Zwei glückliche Reisen nach Tunesien 2001/2002

Louise Engel – Ute Gallmeister – Karsta Lipp – Susan Lipp

Die lebensfrohen, miteinander befreundeten Ausstellerinnen Louise Engel, Ute Gallmeister, Karsta Lipp und  Tochter Susan Lipp unternahmen zwei Reisen Anfang der Jahre 2001 und 2002 quer durch das nordafrikanische Tunesien; eine etwas ungewöhnlich erscheinende Touristengruppe in Arbeitskluft, mit Zeichenbüchern und Interesse für´s Alltägliche, für Orte, abseits der üblichen Fremdenverkehrsadern des Komerz. So lernten sie ebensolche Menschen kennen, die ins traditionelle, bescheidene Heim zum Couscous, Pfefferminztee und Cola, nebst arabischer Musik aus dem Kofferradio einluden; andere wagten erst gar nicht zu stören. Die Zeichenlust stellte sich von selbst ein.
Die Motive sind dem Alltäglichen entnommen, mitunter erscheinen Gegenstände oder Personen oder Räume in einer ihnen nicht typischen Ambiance, wird der Versuch psychologischer, emotionaler Deutung einer Situation, eines Ortes spürbar. Immer bleibt das Maß der Mitteilungen von dem bestimmt, was man selbst gesehen und erlebt hat. Die nach den Tunisreisen gemalten Bilder sind vom Vorwurf her nichts als der Blick auf die Menschen in ihrer dortigen, sie prägenden Landschaft. Dennoch sind sie vom ihrem Wesen nach Bilder, die von Faszination, von Farbe und Licht erzählen, sind es Motive des Wartens, des Alleinseins, vielleicht der Erwartung einer unbestimmten, hoffnungsvollen Sehnsucht. Die, darin nicht sofort sichtbaren menschlichen Figuren, holen die Szenerien zurück aus den Gefilden sich verlierender Phantasien, macht sie als reale und wieder alltägliche Situationen erlebbar.
Ein versteckter Hang zu romantischen Sentenzen verbindet sich hier bereitwillig mit der nüchternen Schilderung ihrer unmittelbar erlebten Realität. Eine angenehme Naivität des Dargestellten; die Farbigkeiten und Kompositionen der Flächen befreien die Arbeiten vom Naturalismus und illusionistischer Räumlichkeit. Es gelingt, die in der Kunst so wichtige Ambivallence zu erzeugen. Die Bilder sind ermalt, werden nicht angefertigt. Durch ständiges instinktives Überprüfen der mechanisch und oft durch Zufall aufgetragenen Bildschichten schaffen sie es, daß das Motiv den Rest der Fläche einbindet und wie selbstverständlich beherrscht.
Es entstehen spröde, erdig-warme Oberflächen, die dem Betrachter Zeit zum Verweilen ermöglichen. Sie malen, zeichnen, wie sie sind, ohne Effekte und ohne Schnörkel, kraftvoll, sensibel und natürlich.
An den Orten des Erlebten gewinnt die Unmittelbarkeit, halten Zeichnungen Gesehenes fest; eventuell brauchbares Material für spätere Bilder.
Man spürt vier unterschiedliche Handschriften. Sie nehmen uns mit auf die Reise an Orte aus „Tausend und einer Nacht“ nach Kaiouruan, Nefta, Mahdia, Matmata, Souse und Douz.
Wir können das lichtere Licht, die farbigeren Schatten nachspüren. Selbst wenn nur Stift oder Tusche die Zeichenmaterialien waren, wird Papier zum Leuchten gebracht, entstehen Festigkeiten, beginnt das Papier zu schwingen.
Einlassen auf Gesehenes, kein langweiliges formales Spiel, was nach „Kunstseinsollen“ argwöhnen läßt, wichtige Voraussetzung, sich der Sache zu nähern, um „Zutritt zu erlangen“, die vergessene Sprache des „Buches der Natur“, der Formen in ihrer Komposition aus Farbe und Licht lesen zu können.
Ich möchte mich bei den Ausstellerinnen und den Helfern bedanken und allen Anwesenden dieses schöne Seherlebnis sowie einen angenehmen Abend wünschen. Danke.

Achim Niemann, Kulturhaus Peter-Edel Berlin 2002

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