“das ist schön im übrigen”
“das ist schön im übrigen”
das ist ein kommentar von doreen, mit der ich die digitale fassung
der bilder, zeichnungen und fotografien dieser ausstellung ansah.
es gibt noch mehr kommentare von ihr- sie werden sie am berliner dialekt
erkennen.
“die arbeiten…ick hab jedacht, die is jünger” (erschrocken zum alter)
wir sind uns längere zeit nicht begegnet.
das letzte mal auf den fluren der khb in weissensee.
als schon alle studenten sich die füsse in der see kühlten, führte sie
gerd oschatz und mich leise zu den fragmenten noch hängender arbeiten
der grafikabteilung.
und während wir uns zu fragen von inhalt und form erhitzten,
ging sie wieder leise den tätigkeiten nach, die solch ein haus am leben
erhalten und die keiner würdigt.
“is cool” (zu den sesseln)
unsere begegnung davor hat nicht stattgefunden.
carsta bat mich, ihre ausstellung “gemeinsam” zu eröffnen. jule nähte
tags zuvor an einem kleid für ihre beste freundin. beim telefonieren
mit ihr athmete sie eine stecknadel in die lunge und ich hatte mutter-
und kindersorgen. luise engel rettete die ausstellungseröffnung.
das röntgenbild mit der nadel imbrustkorb hängt heute in der kuriositäten-
abteilung des krankenhauses.
“die farben sind geil, die find ich gut” (zu lisboa)
unsere ersten intensiven begegnungen fallen in die zeit ihres externstudiums
an der g.d.s. in anklam. mit dem feinen gespühr einer frau
und ihrer sich noch nicht selbst bewussten künstlerischen möglichkeit
vermied carsta ein studium in berlin und ver-suchte sich im norden.
die prüfungsarbeit enthielt intensive bemühungen um eine wirksame
selbstdarstellung von kunstschulen in der öffentlichkeit am beispiel der
g.d.s.a.- leider vom hause nicht genutzt, drei bände teilweise übermalter
marokko- fotos und eine farbige bilderwelt in gouasch und öl.
eine ungeheure produktivität, gefertigt neben der arbeit und den
vergnüglich-anstrengenden verpflichtungen einer mutter.
sichtbar schon die kraft, die ausdrucksweisen und qualitäten noch sehr
unterschiedlich, aber deutlich erkennbar ihr gefühl für komposition
und vor allem: farbe!
“erstaunlich, das es bei den ausschnitten sessel bleiben” (zu sesseln)
die leise carsta ist reifer geworden, ein sicherer strich findet zur grossen form, die entdeckungen von marokko werden anwendbar auf andere sujets.
ausgewogen leise, aber mit kraftvoll sind ihre bilder.
mich faszieniert die weisspalette, ich schaue gern in das licht und denke an die inuits, die mehr als hundert weisstöne unterscheiden können.
phänomen für einen kritischen geist: liegestühle in palma werden zu einem ornamentalen genuss!
“je öfter das kommt, je mehr mag ichs” (zu balkone)
ich muss der behauptung widersprechen, carsta “folge keinem vorbild”.
richtiger wäre zu sagen: sie lässt sich auf keines ein. sie ist vielmher immer auf
der suche. künstler haben die verdammte verpflichtung, täglich sich neu zu finden. das unterscheidet ihre bildsprache auch von der des designers.
doch die malerei ist für das design immer befruchtend gewesen.
die offenheit ihrer bilder ist für mich die eigendliche faszination.
aufhören, wenn alles gesagt ist, dem betrachter ein beziehen und weiter-
führen- wie saul steinberg mir new york nahebringt, bin ich durch carsta
in der farbigkeit marokkos gewesen, ohne je wirklich dorthin gefahren
zu sein.
“ick habe dit jefühl, völlig angstfrei”
digitalfotos von meist alten fotografien in wohnräumen
“sieht aus, wie ihre bilder” (zum atelier)
öl und terpenthin
“hat ein gutes gefühl für den raum- dit haut irgendwie immer hin”
eine katze
ein reh
zwei vögel
Harald Larisch, Kunsthalle Anklam 2005